Milch en masse
Letzte Woche waren wir bei einer kleinen Almkäserei in Tirol - diese Woche geht es nach Salzburg in die Region Hohe Tauern in eine Großmolkerei. Hier kümmern sich mehr als 200 Mitarbeiter um mehr als 300.000 Liter Milch am Tag. Mehr als die Hälfte der verarbeiteten Milch stammt von Bio-Betrieben.
Bei einer Molkerei dieser Größenordnung, stellt man sich unweigerlich die Frage, wo diese viele Milch herkommt? Riesige Ställe mit hunderten von Kühen? Nein. Die besuchte Molkerei wird von etwa tausend Landwirten beliefert - diese haben im Schnitt etwa 12 Kühe pro Betrieb. Einen dieser Landwirte durften wir auf seiner Alm besuchen, aber dazu später mehr.
Große Milchwägen holen die Milch in den frühen Morgenstunden von den Höfen der Umgebung ab. Dabei muss sich der Milchwagen so manchen rumpeligen Forstweg hinauf kämpfen, bis er auch die entlegensten Almen erreicht. Damit Bio-Milch und Milch aus konventioneller Landwirtschaft nicht vermischt werden, ist der Milchwagen mit zwei separaten Tanks ausgestattet - einer davon ist nur für Bio-Milch reserviert.
Auch in der Molkerei wird der Arbeitsablauf darauf abgestimmt. So läuft zuerst Bio-Milch in die Verarbeitung, danach erst Milch aus konventioneller Landwirtschaft. So ist sichergestellt, dass wirklich nur Bio-Milch in Bio-Milchprodukten steckt.
Nach einem Rundgang durch die Molkerei und einem Blick in das beeindruckende Käselager, in dem die Käselaibe vollautomatisch von Robotern gepflegt und einsortiert werden, besuchten wir dann einen der Zulieferbetriebe.
Nach einer abenteuerlichen Fahrt über eine unbefestigte Forststraße hieß uns Josef auf seiner Alm herzlich willkommen. Mit seinen etwa 20 Kühen zählt er schon zu einem der größeren Betriebe, die an die Großmolkerei liefern. Seine Bio-Kühe weiden auf saftigen Almwiesen vor einem herrlichen Bergpanorama und werden nur ab und zu vom Quieken der zwei Schweine gestört, die Josef für seinen Eigenbedarf hält. Zweimal am Tag geht es für die Kühe in den Stall zum Melken, bevor sie wieder die Almwiesen unsicher machen dürfen.
Was bei uns hängen bleibt ist, dass auch in der Bio-Milch im Supermarkt, die aus einer großen Molkerei stammt, Milch von kleinen Familienbetrieben enthalten ist, bei denen die Kühe nach Herzenslust auf Almwiesen herumtoben können. Da kann man guten Gewissens zugreifen, auch wenn man nicht direkt beim Bauern einkaufen kann.