Bio bei Tieren - Schwein

Schweinefleisch ist die am Häufigste gegessene Fleischsorte in Europa und Ostasien. China produziert am meisten Schweinefleisch, gefolgt von den USA. In Europa führt Deutschland das Feld an, und auch weltweit ist Deutschland an dritter Stelle (BMLE, s.a.). In Österreich gibt es circa 2,8 Millionen Schweine als Nutztiere (STATISTIK AUSTRIA, 2014). Der Bioanteil ist gering und liegt bei ungefähr 2%. Die Ansprüche der Konsumentinnen und Konsumenten an die Haltungsbedingung der Tiere steigen. Sie wünschen sich zunehmend mehr Tierwohl, besonders in der Schweinehaltung (Sonntag und Spiller, 2018). In der Bio-Schweinehaltung gibt es vermehrt Bestrebungen den Tieren ein artgerechteres Leben bieten zu können. Die Bio-Schweinehaltung unterscheidet sich erheblich von anderen Haltungssystemen. Den Tieren steht mehr Platz zur Verfügung. Tageslicht und der verpflichtende Zugang ins Freie sind in der EU-Bio-Verordnung festgelegt. 100% Biofutter wird den Schweinen gefüttert.  Eingriffe wie den Schwanz kupieren und das Zähne schleifen dürfen nicht kurativ, vorbeugenden, durchgeführt werden. 

 

Das Schwein ist eines der Haustiere die schon sehr früh domestiziert wurden. Erste Hinweise gab es bereits vor ca. 9000 Jahren in der Region der heutigen Osttürkei. Die Domestikation erfolgte in unterschiedlichen Gebieten unabhängig voneinander.  Die Schweine sind zur Fleischerzeugung gehalten worden.  Das Hausschwein stammt vom Wildschwein ab. Es gehört zur Ordnung der Paarhufer und zur Familie der Echten Schweine.

 

„I am fond of pigs. Dogs look up to us. Cats look down on us. Pigs treat us as equal.“ Winston Churchill

 

  • Das männliche Schwein heißt Eber
  • Das weibliche Schwein ist die Sau
  • Das Kind der beiden ist das Ferkel

 

Tierernährung

Schweine gehören zu den omnivoren Lebewesen. Das bedeutet sie sind Allesfresser. Tierische als auch pflanzliche Nahrung kann ihnen verfüttert werden. Früher wurden sie auch häufig als Resteverwerter am landwirtschaftlichen Betrieb gehalten. Auch heute noch verwerten sie Nebenprodukte der Nahrungsmittel- Verarbeitung, wie zum Beispiel Presskuchen, Getreidepartien und Mischchargen. Hauptsächlich jedoch werden ihnen in der Bio-Landwirtschaft Getreide (Triticale, Weizen, Roggen, Gerste, Hafer) und Körnerleguminosen (Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen) verfüttert. Als wichtige Eiweißlieferanten kommen noch Sojakuchen, Bierhefe und Magermilchpulver hinzu. Die Rationsgestaltung der Bio-Schweine orientiert sich an der Fruchtfolge und umgekehrt (LKOÖ, 2017). In der Bio-Schweine Fütterung spielt Mais eine untergeordnete Rolle. Der Anteil in der Ration liegt bei maximal 10-15% (LKOÖ, 2017). Grundvoraussetzung für eine artgerechte Schweinhaltung ist der ständige Zugang zu frischem, sauberen Wasser. Trotz einer Sattfütterungen haben die Tiere eine Nahrungsaufnahme von 6-11 Stunden am Tag (Winckler und Leeb, 2015, 15). Auch der Einsatz von strukturiertem Futter ist bei Bio-Schweinen verpflichtend (bioaustria.at, s.a.). Das Futter dient den Schweinen auch als wichtiges Beschäftigungsinstrument (Winckler und Leeb, 2015, 15). Die Ferkel müssen verpflichtend mit natürlicher Milch versorgt werden und das bis zu ihrem 40. Lebenstag. Daraus ergibt sich eine Mindestsäugezeit der Ferkel von sechs Wochen (LKOÖ, 2017). 

 

Auf Bio-Betrieben stellt Schweinefutter den größten Anteil (50-70%) der variablen Kosten dar. Die leistungs- und artgerechte Fütterung in der Schweinhaltung ist ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor (bioaustria.at, s.a.). Die Bio-Schweine müssen mit Biofutter gefüttert werden. Im Biolandbau ist der Einsatz von synthetischen Aminosäuren und Extraktionsschroten als Futtermittel verboten. Auch Fütterungsantibiotika, sowie Leistungs- und Wachstumsförderer dürfen nicht eingesetzt werden.

 

Tierhaltung

Schweine sind morgen- und abenddämmerungsaktive Tiere. Sie haben ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten und sollten in Gruppen gehalten werden. Sie besitzen einen gutausgebildeten Geruchsinn, über den sie sich auch orientieren. Eine gute Lüftung bzw. Zugang zum Freien sind zu Empfehlen. Schweine bevorzugen unterschiedliche Bereiche in denen sie ihren Bedürfnissen nachgehen können. Aus diesem Grund sollte eine Mindestgliederung in eingestreuten Schlafplatz, Kotplatz, Bewegungsflächen und Fressplatz erfolgen. Besonders der Kotplatz ist wichtig, da Schweine reinliche Tiere sind.  Durch diese Gliederung unterscheiden sich die Bio-Betriebe sehr stark von anderen Betrieben. Mit der Umstellung auf Bio sind oftmals erhebliche Umbauarbeiten und Kosten verbunden (LKOÖ, 2017).

 

Die Bio-Betriebe müssen bestimmte Grundanforderungen erfüllen, die in den EU-Bio-Verordnungen festgehalten sind. Bio-Schweine haben mehr Platz und auch der Auslauf ist verpflichtend für alle Bio-Schweine.

 

Eine zu kleine Stallfläche kann durch einen größeren Auslauf ausgeglichen werden, eine zu kleine Außenfläche jedoch nicht durch eine größere Stallfläche. Der Stallboden in Bio-Betrieben muss trittsicher sein und mindestens 50% planbefestigt (keine Spalten). Jedem Tier muss ein angemessen großer Liegebereich zur Verfügung stehen. Dieser sollte mit ausreichend Einstreu versehen werden.

 

Ferkelerzeuger

Die trächtigen Sauen werden in Gruppen von 4 bis 70 Tieren gehalten.  Viel Tageslicht, Frischluft und Auslauf muss den Sauen dabei zur Verfügung stehen. Kommt es zum Abferkeln, gibt es dafür vorgesehene Abferkelbuchten. Diese Abferkelbuchten besitzen einen Kot-, Liege- und Fressbereich. Damit die Sau auch beim Abferkeln ihrem natürlichen Bedürfnis nach getrennten Bereichen nachgehen kann. Ein Ferkelnest dient zur Gewährleistung der unterschiedlichen Temperaturbedürfnisse von Ferkel und Sau. Durch die Bereitstellung von ausreichend Stroh kann die Sau vor der Geburt ein Nest für die Ferkel bauen. Das entspricht ihrem natürlichen Verhalten. Es bietet zudem Schutz, dient als Beschäftigung der Ferkel und beugt Schwanzbeißen vor (Leeb et al., s.a.).

 

Mastschweine

Bio-Mastschweine haben mehr Platz und einen Auslauf. Allgemein werden sie häufig in Außenklimastellen gehalten. Die Mastzeit der Bio-Schweine beträgt mit 130-140 Tagen etwas länger. Den Tieren stehen Stroh und ständig frisches Trinkwasser zur Verfügung. Genug Tageslicht muss ebenso gegeben sein (Leeb et al., s.a.).

 

Tierzucht

Da die Bio-Schweine bisher nur 2% am Schweinemarkt ausmachen, gibt es bisher keine spezielle „Bio-Zucht“. In der Bio-Schweinehaltung werden somit die gleichen Rassen wie in der konventionellen Landwirtschaft gehalten. Auf den Bio-Betrieben trifft man am häufigsten die Zweirassenkreuzung Edelschwein und Deutsche Landrasse (55%) an. In der Steiermark werden auch manchmal reinrassige Edelschweine gehalten (Bernardi, 2015). 

 

Tiergesundheit

Frische Luft und viel Tageslicht wirken sich positiv auf die Tiergesundheit aus. Der Einsatz von Antibiotika als vorbeugende Maßnahme ist verboten. Generell gilt jedoch, dass alle Medikamente die in Österreich zugelassen sind, auf Bio-Betrieben verabreicht werden dürfen. Nach der Verabreichung von dem Medikament gilt jedoch eine doppelte Wartefrist. Kommt es bei der Zuchtsau zu einer Behandlung dürfen max. drei dieser Behandlungen pro Jahr mit chemisch-synthetischen allopathischen Arzneimitteln durchgeführt werden. Mastschweine dürfen nur einmal in ihrem Leben behandelt werden. Benötigt das Tier weitere Behandlungen, dann geht der Bio-Status des Tieres verloren und es wird als konventionelles Tier vermarktet. Der Bio-Landwirt achtet schon alleine deswegen auf das Wohlergehen und die Gesundheit seiner Tiere. Der Medikamenten Einsatz kann für ihn weitreichende negative, finanzielle Konsequenzen haben. Wurde ein Tier behandelt ist dies eindeutig zu kennzeichnen. Tieren darf laut der EU-Bio-Verordnung nicht unnötig leid zugeführt werden. Schwanz kupieren und Zähne abschleifen, als vorbeugende, systematische Maßnahme ist in der Bio-Landwirtschaft verboten. 

 

Schweinefleisch

Mit 38,2 kg pro Kopf wird in Österreich Schweinefleisch am meisten gegessen (STATISTIK AUSTRIA, 2016). Mit 103% Selbstversorgungsgrad können wir diesen Bedarf auch gut decken (Grüner Bericht, 2017). Schweinefleisch wird vor allem wegen seines guten Geschmacks, der vielseitigen Verwendbarkeit, der einfachen Zubereitung und des günstigen Preises gerne gekauft (Schweinefleischküche, AMA, 2007).

 

Literaturverzeichnis

BMEL (s.a.): Landwirtschaft verstehen.

STATISTIK AUSTRIA (2014): Schweinebestand Juni 2014.

Sonntag und Spiller (2018): Konsumentenerwartungen an die Versorgungskette „Milch und Milchprodukte“. Präsentation AMA Milchsymposium 2018.

LKOÖ (2017): Schweinehaltung am Biobetrieb. Referat Biolandbau 2017-08.

bioaustria.at (s.a.): Homepage

Winckler und Leeb (2015): Tierhaltung in der ÖLW. Vorlesungspräsentation Ökologische Landwirtschaft.

Leeb (s.a.) Allgemeine Tierhaltung. Präsentation Vorlesung

Wachendorf, Bürkert und Graß (2018) Ökologische Landwirtschaft. Stuttgart. Verlag Eugen Ulmer.

Bundesinstitut für Risikobewertung- BFR (2013) Transglutaminase in Fleischerzeugnissen. www.bfr.bund.de

www.bfr.bund.de

EU-Bio-Verordnung (EG) Nr. 834/2007

EU-Bio-Verordnung (EG) Nr. 889/2008

AMA-Biosiegel-Richtlinie (2014)

Bernardi (2015): Tiergesundheit und Wohlergehen von Bioschweinen in Österreich und Evaluierung der Implementierung von Betriebsentwicklungsplänen hinsichtlich Fütterung und Ökonomie. Dissertation Universität der Bodenkultur.

ÖKL-Bauen (2016): Mindest-Stallflächen. (12.07.2018) (Internetlink).

 

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