Fruchtbare Böden, viele helfende Nützlinge und kräftige gesunde Pflanzen, das wünscht sich jeder Bio-Landwirt. Eine gut geplante und vielfältige Fruchtfolge hilft dem Bio-Landwirt genau das zu erreichen. Mit der Fruchtfolge kann man unterschiedliche Ziele verfolgen. Je nachdem, ob man die Fruchtbarkeit des Bodens fördern, Futter für die Nutztiere produzieren, eine optimale Nährstoffversorgung der Pflanzen erreichen, oder sogar den Schädlings- und Krankheitsdruck reduzieren möchte. Die Fruchtfolge agiert als eine der besten vorbeugenden Maßnahmen in der Bio-Landwirtschaft.
Info: Fruchtfolge ist die zeitliche Abfolge von Feldfrüchten auf einem gegebenen Stück Land (Wachendorf et al., 2018). Einfacher gesagt: Was baue ich wann auf meinem Feld an?
7 Dinge die mit der Fruchtfolge erreicht werden können (Wagentristl 2013/2014, Fruchtfolgesysteme)
Förderung der Bodenfruchtbarkeit
Eine einseitige Fruchtfolgegestaltung schadet der Bodenfruchtbarkeit. Vielfältige Pflanzen am Acker helfen beim Aufbau eines fruchtbaren Bodens. Masse und Qualität des angebotenen Materials am Acker sind entscheidend für die Auswirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit.
Versorgung der Nutztiere (Klee, Luzerne) und absatzorientierte Kulturauswahl (Diversifizierung der Vermarktung)
Ziel ist es jene Pflanzen anzubauen die auch gut gebraucht werden können und am Markt gute Preise erzielen. Ist die Nutztierhaltung mit dem Pflanzenbau gekoppelt, eignen sich Futterpflanzen für die Nutztiere sehr gut, da so ein geschlossener Kreislauf entsteht und kein Futter zugekauft werden muss.
Standortangepasste Kulturwahl
Jeder Boden besitzt unterschiedliche Eigenschaften und auch das Wetter bzw. Klima kann von Standort zu Standort anders sein. Es gibt Pflanzen die viel Sonne wollen und andere mögen es nicht so heiß. Um ein optimales Wachstum zu erreichen und gesunde, kräftige Pflanzen zu bekommen, sollte man besonders auf die Bedürfnisse der Pflanzen eingehen, das verlangt auch die EU-Bio-Verordnung von den Bio-Landwirten.
Optimale Nährstoffversorgung (N-Gewinnung durch Leguminosen)
Durch den gezielten Anbau von z.B. Leguminosen (näheres zu Leguminosen hier) kann viel Stickstoff bereitgestellt werden. Dieser Stickstoff kommt der Folgekultur am Acker zu Gute. Kräftigere Pflanzen und schnelleres Wachstum sind die Folge.
Unkrautregulierung
Unkräuter sind Pflanzen die am Feld wachsen, ohne dass sie gezielt dort angebaut wurden. Durch den Einsatz von Zwischenfrüchten, z.B. Klee, kann der Unkrautdruck reduziert werden. Vielfältige Fruchtfolgen, besonders im Hinblick auf den Wechsel zwischen Sommerung und Winterung, führen dazu, dass sich die Bedingungen am Acker ständig ändern. Eine Spezialisierung und ein Besatz mit einem ausdauernden Unkraut, wie dem Ampfer oder der Ackerkratzdistel, ist nicht so einfach möglich. Die Vielfalt der Unkräuter nimmt zu, was sich wiederum positiv auf den Acker auswirkt und die Bekämpfung der Unkräuter erleichtert (Wachendorf et al., 2018).
Regulierung von Krankheiten und Schädlingen
Viele Schaderreger sind auf bestimmte Pflanzen spezialisiert. Sie überdauern im Boden und/oder auf Pflanzenresten. Durch die Einhaltung von Anbaupausen und den Abbau von Pflanzenresten, kann der Krankheits- und Schädlingsdruck deutlich gesenkt werden. Die Fruchtfolge hilft somit einzelne Erreger zu minimieren und hat gleichzeitig positive Auswirkungen auf das Nährstoffmanagement im Boden (Wachendorf et al., 2018). Das ist wichtig, denn in der Bio-Landwirtschaft sind viele direkte Maßnahmen zur Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen verboten. Ein vorbeugendes, vorausschauendes Arbeiten ist bei den Bio-Landwirten ein wesentlicher Faktor für den Erfolg.
Die Fruchtfolge hat eine vielfältige Wirkung auf Boden, Pflanzenernährung und Pflanzengesundheit. Betrachtet man diese einzelnen positiven Wirkungen in ihrer Gesamtheit, so ergeben sich positive Effekte auf Erträge und Qualität der Pflanzen und auf die Umwelt (Wachendorf et al., 2018).
Um all diese positiven Wirkungen zu erreichen muss die Fruchtfolge ganz schön viel leisten. Die Fruchtfolge richtig gestalten ist nicht so einfach. Daher gibt es viele Grundsätze, die zu beachten sind:
- Kulturart passend zum Standort wählen. Die Kartoffel beispielsweise fühlt sich auf nassen und tonigen Böden nicht so wohl und sollte dort nicht angebaut werden. Ist der Boden eher sandig, dann eignet sich Roggen und Weizen (Wachendorf et al., 2018, 47).
- Anbaupausen einhalten, damit Krankheiten und Schädlinge keine Chance haben.
- Stickstoffbindende Pflanzen einbauen. Leguminosen beispielsweise sammeln den Stickstoff und bauen Humus auf. Sie sollten mit mindestens 25% in der Fruchtfolge enthalten sein.
- Humusmehrer und Humuszehrer abwechseln. Humusmehrer wie schon ihr Name sagt, bauen Humus im Boden auf, während die Humuszehrer ihn reduzieren. Am Ende sollte eine ausgeglichene bis positive Humusbilanz entstehen.
- Wechsel zwischen Tief- und Flachwurzler und wurzelarmen und wurzelreichen Pflanzen.
- Abwechseln zwischen Winterung und Sommerung, um eine ganzjährige Bodenbedeckung zu erreichen.
- Ganzjähriger Pflanzenbewuchs, um Erosion zu vermeiden.
- Zwischenfrüchte und Untersaat einbauen um die Vielfalt zu erhöhen und den Beikrautdruck zu reduzieren.
Neben all diesen Grundsätzen für die Planung einer guten Fruchtfolge müssen auch noch die Anbauverfahren und -techniken der einzelnen Fruchtarten berücksichtigt werden. Dazu zählen Saat- und Erntezeitpunkt, Düngung, etwaige Pflanzenschutzmaßnahmen, Bodenbearbeitung und der Einsatz von Zwischenfrüchten (Wachendorf et al., 2018). Eine gute Fruchtfolge zu planen ist eine große Herausforderung und stellt die Landwirte vor eine schwierige Aufgabe. Bio-Landwirte müssen über ein umfangreiches Wissen, bezüglich Kulturen, Boden, Wetter und Natur verfügen. Nur dadurch ist es ihnen möglich, ihren Betrieb optimal zu bewirtschaften. Wenn ein Fruchtfolgefehler auftritt, ist es den Bio-Landwirten nur bedingt möglich einzugreifen. Die Fehler können nicht einfach durch N-Düngemittel und chemisch synthetische Pflanzenschutzmittel korrigiert werden.
Das Fachjargon der Fruchtfolge, die wichtigsten Begriffe erklärt:
Leguminosen:
Leguminosen können zwischen Körner- und Futterleguminosen unterschieden werden. Zu den Körnerleguminosen zählen z.B. Erbsen, Ackerbohnen, Lupinen und Wicken. Zu den Futterleguminosen gehören Luzerne, Rotklee und Esparsette. Leguminosen sind wichtige Bestandteile der Fruchtfolge und erbringen viele positive Leistungen am Acker. Zum einen reichern sie den Boden mit Stickstoff an. An den Wurzeln von Leguminosen sitzen Bakterien sogenannte Knöllchenbakterien. Diese können Stickstoff aus der Luft holen und pflanzenverfügbar machen. Leguminosen beinhalten zudem viel Eiweiß und eignen sich als gutes Futter- und Nahrungsmittel (bauernhof.net, s.a.). Auch der berühmte Humus wird durch Leguminosen aufgebaut und der Boden gelockert. Sie leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität. Besonders die Bio-Betriebe nehmen Leguminosen in ihre Fruchtfolge gerne auf, da sie als wichtiger Stickstofflieferant dienen. Eine Statistik der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zeigt, dass 2014 auf 6,8% der Bio-Ackerflächen Körnerleguminosen angebaut waren. Im Vergleich dazu waren es auf anderen Ackerflächen nur 1,6%. Und es wird immer mehr, denn Leguminosen besitzen einen hervorragenden Vorfruchtwert.
Vorfrucht:
Ist jene Frucht die vor der aktuellen Kulturpflanze am Acker angebaut wurde. Die Vorfrucht kann positive ökologische Auswirkungen auf die Folgefrucht haben. Durch die Vorfrucht kann mehr Stickstoff im Boden vorhanden sein, der Boden eine bessere Struktur aufweisen, oder der Krankheits- und Schädlingsdruck minimiert werden.
Zwischenfrucht:
Zwischen zwei Hauptfrüchten kann man Zwischenfrüchte anbauen, um die Vegetationslücke zu schließen. Der Vorteil ist, dass die Vegetationszeit besser ausgenützt und der Boden geschützt wird. Werden die Zwischenfrüchte nicht geerntet, können sie direkt in den Boden eingearbeitet werden und dienen als Gründüngung. Phacelia und Senf sind zwei typische Zwischenfrüchte (Wachendorf et al., 2018).
Literaturverzeichnis
Wachendorf, Bürkert und Graß (2018) Ökologische Landwirtschaft. Stuttgart. Verlag Eugen Ulmer.
Wagentristl (2013/2014) Fruchtfolgesysteme. Vorlesungsunterlagen. Universität der Bodenkultur.
bauernhof.net (s.a.) Leguminosen (24.05.2018)
FAO (2014): gesehen in Ökologie und Landbau.