Bio bei Pflanzen - BIO Pflanzenschutz - Präventiv statt direkt

Schädlinge, Krankheiten und Unkräuter am Betrieb können zu erheblichen wirtschaftlichen Einbußen, bis zu vollständigen Ertragsausfällen führen. Der Bio-Landwirt steht besonders unter Druck, denn er sollte es gar nicht so weit kommen lassen. Mit einen ganzheitlichen Konzept, bestehend aus einer gut geplanten Fruchtfolgen, der geeigneten Arten- und Sortenwahl, dem Schutz und der Förderung von Nützlingen, so wie einer durchdachten Bodenbearbeitung, versucht der Bio-Landwirt von vornherein einen Großteil der potentiellen Gefahren für die Pflanzen abzuwenden. Präventive (vorbeugende) statt direkte Maßnahmen heißt es in der Bio-Landwirtschaft.

 

Diese präventiven Maßnahmen werden auch in Artikel 12 der EU-Bio-Verordnung (EG) 834/2007 erwähnt:

„Die Verhütung von Verlusten durch Schädlinge, Krankheiten und Unkräuter hat sich hauptsächlich auf den Schutz durch Nützlinge, geeignete Arten- und Sortenwahl, Fruchtfolge, Anbauverfahren und thermische Prozesse zu stützen.“

 

Erst wenn diese nicht ausreichen, dürfen direkte Maßnahmen ergriffen werden. Das bedeutet, Pflanzenschutzmittel sind die letzte Wahl zur Regulierung von Schadorganismen in der Biolandwirtschaft. Zu den möglichen Pflanzenschutzmitteln gehören zum Beispiel Pflanzenöle, Gelatine und Bienenwachs. Prinzipiell gilt, alles ist verboten, wenn es nicht ausdrücklich erlaubt ist. Somit dürfen nur Pflanzenschutzmittel angewendet werden, die ausdrücklich von der EU für die biologische Produktion genehmigt wurden. Des Weiteren gilt: „Alle verwendeten Anbauverfahren müssen dazu beitragen, Belastungen der Umwelt zu vermeiden oder so gering wie möglich zu halten.“

 

Fakt ist: Es dürfen in der Bio-Landwirtschaft keine chemisch synthetischen Pflanzenschutzmittel verwendet werden. (EU-Bio-Verordnung (EG) Nr. 834/2007)

 

Pestizid Kontamination

Die biologische Landwirtschaft wirtschaftet nicht in einem räumlich abgetrennten Bereich. Aus diesem Grund ist eine Berührung mit diversen Pestiziden nicht ausgeschlossen. Es gibt unterschiedliche Kontaminationsmöglichkeiten. Von einer punktuellen, bis einer großflächigen Kontamination. Mit schnell abbaubaren bis persistenten (dauerhaft in der Pflanze bestehenden) Pestiziden. Eine punktuelle Kontamination kann durch die Verwendung mit gleichen Gerätschaften kommen. Eine großflächigere Kontamination entsteht durch z.B. Windabdrift, Thermodrift oder durch Bewässerung.

 

Pestizidrückstände in Bio-Lebensmittel sind kaum gänzlich zu vermeiden. Dennoch hat eine Untersuchung der Überwachungsbehörden 2016* ergeben, das bei insgesamt 2.207 Proben von Biolebensmitteln sich in 70,9 Prozent keinerlei Pestizidrückstände befanden. 28% der Proben enthielten Rückstände, die sich jedoch unterhalb der gesetzlichen Höchstgrenze befanden (Schmidt, 2018, 21).

 

*Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) – nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2016

 

„Biologische“ Kontrolle

Bei der biologischen Kontrolle werden Schadorganismen durch den Einsatz von lebenden Organismen (Insekten, Pilze, Bakterien, Viren, Pflanzen) reduziert. Natürliche Gegenspieler werden dazu verwendet, Krankheiten, Schädlinge und Unkräuter zu begrenzen. Der biologische Pflanzenschutz umfasst die Erhaltung und Förderung von Nützlingen, den gezielten Einsatz von Starterpopulationen, die Massenausbringung von Nützlingen, aber auch die Einbürgerung von gebietsfremden Arten. Das Ziel das mit dem biologischen Pflanzenschutz verfolgt wird, ist die Herstellung bzw. Erhaltung des natürlichen Gleichgewichtes. (Steinkellner, 2014/2015, 2-3).

 

Drei Beispiele für „biologische“ Maßnahmen:

  • Raubmilben sind räuberisch lebende Nützlinge, sie helfen bei der Beseitigung der Spinnmilbe. Sie stechen die Spinnmilben und Spinnmilbeneier an und saugen diese aus (Steinkellner, 2014/2015, 14).
  • Die Schlupfwespe „Trichogramma brassicae“ hilft gegen den Maiszünsler. Der Maiszünsler ist einer der wichtigsten Schädlinge im Feld- bzw. im Feldgemüsebau, besonders bei Mais.  Die Schlupfwespe parasitiert die Eier des Maiszünslers und töte sie damit ab (nützlinge.ch, s.a.). 
  • Marienkäfer vertilgen Blattläuse. Marienkäferlarven fressen 200-700 Blattläuse während ihrer Entwicklung. Die adulten Marienkäfer fressen 20/30 Blattläuse pro Tag (Steinkellner, 2014/2015, 25).

 

Literaturverzeichnis
Kühne, S. (2018): Pflanzenschutz als Gesamtkonzept. Ökologie und Landbau, 02, 12-14.
Schmidt, H. (2018): Das trägt Krieg in die Dörfer. Ökologie und Landbau, 02, 18-21.
EU-Bio-Verordnung (EG) 834/2007
Steinkellner, S. (2014/2015): Biologischer Pflanzenschutz. Vorlesungsunterlagen Pflanzenschutz. Universität der Bodenkultur.
nützlinge.ch (s.a.): Trichogramma gegen Maiszünsler. (Internetlink) (25.05.18).

 

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