Bio auf über 1.800 m Seehöhe - Teil 2

Bio Kontrolle

Ihr könnt euch bestimmt an meinen Beitrag vom Wandertag auf die Rax erinnern. Ich habe dort Österreichs einzige bio-zertifizierte Schutzhütte auf 1.804m Seehöhe besucht. Du findest den Beitrag dazu gleich hier.


Bio wird in Österreich streng kontrolliert. Doch wie kontrolliert man eine Almhütte? Die kurze Antwort: Auch Kontrolleurinnen und Kontrolleure müssen gute Wanderer sein. Denn mindestens einmal im Jahr kommt angekündigt oder unangekündigt ein Bio-Kontrolleurin bzw. ein Bio-Kontrolleur bei der Almhütte vorbei.

Teil- oder Vollzertifiziert

Gastronomiebetriebe lassen sich freiwillig teil- oder vollzertifizieren. Das hängt davon ab, ob man ausschließlich oder nur teilweise biologische Lebensmittel und Getränke verwendet. Mit der Entscheidung, Bio in der Speisekarte auszuloben, ist eine jährliche Kontrolle verbunden.


Die Kontrollorgane schauen sich die Lebensmittel, Speisekarten, Dokumente und Lagerräume, also den ganzen Betrieb, sorgfältig durch. Alles was nicht in biologischer Qualität serviert wird, muss gekennzeichnet und für die Kundin bzw. den Kunden erkennbar sein. Auf der Hütte hier dauert so eine Kontrolle zirka zwei Stunden. Gerold Hubmer, der Hüttenwirt, findet die Kontrolle nicht lästig, sondern wichtig zu beiderseitigem Schutz – für die Gäste und den Gastronomiebetrieb. Denn nur so ist tatsächlich biologische Qualität gewährleistet und Trittbrettfahren ausgeschlossen.

Hier geht Bio weiter

Bei Gerold geht der Bio-Gedanke weit über Lebensmittel hinaus. Bei den Putz- und Reinigungsmitteln verwendet er umweltfreundliche Produkte. Außerdem gibt es auf der Hütte keine Batterien. Stattdessen verwendet der Hüttenwirt ausschließlich wieder aufladbare Akkus. Auf der Hütte wird wie früher täglich auf dem Holzherd gekocht, das Holz stammt natürlich aus der Region. Ganz ohne Strom geht aber doch nicht. Er kommt als Öko-Strom aus der Steckdose.


Gerold hat sich eine treue Stammkundschaft aufgebaut. Er sagt, seine Stammgäste schätzen sein Tun und vor allem seine Produkte. Er hört immer wieder: „Es schmeckt wie früher, bei meiner Oma“. Das kann daran liegen, dass er auch wie früher kocht: Rindssuppen werden aus Knochen, Wurzelgemüse und Suppenfleisch gekocht, der Schweinsbraten mit Bier aufgegossen und im Holzofen geschmort. Die Speisekarte ist außerdem saisonal. Was in seiner Region Saison hat, kommt auf den Tisch. Für ihn macht es keinen Sinn, biologische Produkte zu kaufen, wenn diese mit dem Schiff oder dem Flugzeug nach Österreich gebracht werden und hier erst nachreifen müssen.


Mir ist durch diesen Besuch bewusst geworden, dass der Begriff Bio auch in der Gastronomie nur dann verwendet werden darf, wenn es sich tatsächlich um kontrollierte Bio-Produkte handelt. Wie viele andere Gastronomen und Gastronominnen hat auch Gerold sein Zertifikat stolz aufgehängt. So sehen auch seine Gäste auf den ersten Blick, dass es sich um einen bio-zertifizierten Betrieb handelt.