Bio bei Tieren - Tierwohl in der

Bio-Landwirtschaft

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Bio-Landwirte sind Vorreiter einer tierfreundlichen Produktion, dennoch gilt es auch die Bio-Tierhaltung laufend zu hinterfragen und zu verbessern. Tierwohl steht für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Nutztiere. Das umfasst die körperliche Gesundheit, sowie die Möglichkeit natürliche Verhaltensweisen auszuführen. Tierwohl ist ein Prozess und die Bio-Landwirtschaft versucht auf einem bereits hohen Level Schritt für Schritt noch tierfreundlichere Haltungsbedingungen zu erreichen. Die Rahmenbedingungen der Bio-Tierhaltung sind in der EU-Bio-Verordnung verankert.


Bio-Tierhaltung steht für:

  • Mehr Platz
  • Auslauf ins Freie
  • Weiche Liegebereiche
  • Bedarfsgerechtes Futter
  • Vielfältigere Strukturen im Stall
  • Weniger Eingriffe wie Schwanz kupieren und Schnabel kürzen
  • Sorgsamer Medikamenteneinsatz


7 Argumente für BIO in der Tierhaltung:
 

Mehr Platz :Damit die Nutztiere ihre arteigenen Verhaltensweisen ausleben können, brauchen sie vor allem genug Platz. In der Bio-Landwirtschaft steht allen Tieren ein erhöhtes Platzangebot zur Verfügung. Sowohl im Stall als auch im Auslauf haben sie bis zu doppelt so viel Platz wie ihre konventionellen Artgenossen. Mehr Platz bedeutet, mehr Möglichkeiten ihren natürlichen Drang nach Bewegung nachzukommen. Es ermöglicht ihnen ausreichend Distanz zu ihren Artgenossen einzuhalten umso eine funktionierende Sozialstruktur aufzubauen.
 

Auslauf und Frischluft – den Tieren fehlt es nicht an Reizen: Frische Luft und Auslauf ins Freie, das sind wesentliche Aspekte für eine besonders tierfreundliche Haltung. Den Bio-Tieren muss Zugang ins Freie gewährt werden, bevorzugt zu Weiden und bewachsenem Freiland. Weidezugang ist prinzipiell nicht zwingend. Für Pflanzenfressern (Raufutterverzehrern) fordert die EU-Bio-Verordnung jedoch einen Weidezugang. Die Umgebung der Tiere gewinnt dadurch an Reizen.
 

Weicher Liegebereich und fester Boden für mehr Komfort: Die Tiere haben in ihrem Liegebereich ausreichend Platz und natürliche Einstreu wie Stroh zur Verfügung. Auch der Boden muss mindestens 50% planbefestigt sein, also keine Spalten- oder Gitterkonstruktionen. So wird den Tieren mehr Komfort geboten.
 

Futter mit viel Raufaser: Das Futter muss den Ansprüchen der Tiere entsprechen. In der Bio-Landwirtschaft steht den Tieren ausreichend Raufutter zur Verfügung. Das ist wichtig, weil Rinder, Schafe und Ziegen Wiederkäuer sind. Das bedeutet, dass Tier bereits gefressene Nahrung in kleinen Portionen wieder hoch würgt und erneut kaut. Damit das Verdauungssystem von Wiederkäuern gut funktioniert, benötigen sie dieses Raufutter. Das ist rohfaserreiches (Zellulose) bzw. energiearmes Futter, wie zum Beispiel Heu oder Gras. Schweinen und Legehennen dient das raufaserreiche Futter aber auch als Beschäftigungsmaterial.
 

Vielfältigere Strukturen: Fressen, Ruhen, Bewegen diese Tätigkeiten nehmen den Großteil des Tages der Tiere ein. In der Bio-Tierhaltung ist die Umgebung vielfältiger gestaltet. Es gibt einen Fress- und Liegebereich sowie einen Auslauf. Den Schweinen steht ein Wühlbereich zu Verfügung und den Hühnern ein Scharraum. Hühner scharren gerne, dabei kratzen die Tiere mit ihren Füßen den Boden auf, um Fressbares zu finden oder ein Loch für ein Staubbad zu graben.
 

Unversehrtheit der Tiere, ein zentrales Anliegen: Vielen Nutztieren ist es in intensiven Tierhaltungssystemen nicht möglich, ihre Individualdistanz (Distanz zwischen zwei Nutztieren, die normalerweise eingehalten wird) zu Artgenossen zu wahren. Eine der Folgen davon können Verhaltungsstörungen sein.
 

Bei Hühner äußern sich diese Verhaltensstörungen in Form von Federpicken und Kannibalismus. Prinzipiell gibt es viele Ursachen dafür. Neben der genetischen Veranlagung spielen vor allem haltungsbedingte Versäumnisse eine zentrale Rolle. Mängel in der Fütterung (Aminosäurenversorgung), sowie Fehler in der Aufzucht können Federpicken und Kannibalismus mitverursachen. Zu hohe Besatzdichten, das bedeutet zu viele Tiere auf engem Raum, sind ebenso eine der Hauptfaktoren. Um diesem Verhalten Einhalt zu gebieten, werden in vielen Haltungssystemen die Schnäbel der Hühner systematisch gekürzt. Das Problem dabei ist, dass neben der Sensibilität und den vielen Nervenenden, die in den Schnabelspitzen sitzen, dem Tier sein wichtigstes Werkzeug geraubt wird. Der Schnabel dient neben der Nahrungsaufnahme auch zur Gefiederpflege und zum Picken. In der biologischen Landwirtschaft ist das systematische Schnabelkürzen verboten, da es sich mit den Grundsätzen der Bio-Landwirtschaft nicht vereinbaren lässt. Man versucht durch ausreichend Platz und einer hühnergerechten Haltung diese anormalen Verhaltensweisen zu unterbinden.
 

Dasselbe gilt für Eingriffe bei Schweinen. Das systematische Kupieren der Schwänze und das Abschleifen der Zähne bei Schweinen ist in der Bio-Landwirtschaft verboten. Diese Eingriffe werden in der Landwirtschaft oftmals routinemäßig durchgeführt, um Verletzungen der Tiere vorzubeugen. Belegdichte, Stallklima, Fütterung und fehlende Beschäftigungsmöglichkeiten sind mögliche Ursachen für das Anbeißen der Schwänze. In der Bio- Tierhaltung heißt es, Eingriffe nur mit einer Ausnahmegenehmigung des Tierarztes und nur mit einer wirksamen Schmerzbehandlung während und nach dem Eingriff.  
 

Trade off: Antibiotika – Bio Status: Bio-Landwirte sind dazu verpflichtet, die Tiergesundheit und das damit einhergehende Tierwohl präventiv zu sichern. Das bedeutet, sie greifen nicht erst dann ein, wenn bereits Handlungsbedarf besteht, sondern schon im Voraus. Ein wichtiger Punkt für die Tiergesundheit ist die Krankheitsvorsorge durch vorbeugende Maßnahmen. Dazu zählen Tageslicht, frische Luft, ausreichend Bewegung, der Kontakt zu Artgenossen, mehr Platz und geringere Besatzdichten. Dennoch sind diese vorbeugenden Maßnahmen keine Garantie dafür, dass kein Tier krank wird. Ist dies doch der Fall, sind bei den Arzneimitteln homöopathische und phytotherapeutische Mittel vorzuziehen.  Versagen die vorbeugenden und alternativen Methoden, sollte zum Wohl der Tiere auf herkömmliche Arzneien zurückgegriffen werden. Der Einsatz dieser chemisch-synthetischen Medikamente ist jedoch limitiert und darf nur unter Anleitung des Tierarztes erfolgen. Je nach Tierkategorie darf nur eine bestimmte Anzahl an Behandlungen durchgeführt werden. Wird ein solcher Medikamenteneinsatz durchgeführt, gilt die Einhaltung einer doppelten Wartezeit, wie gesetzlich vorgeschrieben. Durch die Einhaltung der doppelten Wartezeit, kommt es zu finanziellen Einbußen für den Landwirt.Werden mehr als die erlaubte Anzahl an Behandlungen durchgeführt, verliert das Tier den Bio-Status. Es muss dann konventionell vermarktet werden. Der Bio-Landwirt muss nun Abwägen zwischen Tier behandeln und Bio-Status verlieren, oder Tier nicht behandeln und Bio-Status behalten. Diese Abwägung verdeutlicht, dass die Landwirte im Vorhinein bereits viele Maßnahmen ergreifen, damit es den Tieren gut geht und sie nicht krank werden (Ökologie und Landbau, 2012, 25).  Dazu gehören die richtige Fütterung, eine besonders tierfreundliche Haltung sowie Zucht- und Managementmaßnahmen (Ökologie und Landbau, 2012, 25).
 

Schlachtung und Transport – der Umgang mit den Tieren und die Betäubung im Fokus: Die Tierhalter tragen bis zur Schlachtung die Verantwortung für ihre Tiere. Tierschutz bei Transport und Schlachtung spielt eine große Rolle, um den Tieren ein möglichst stressfreies ableben zu ermöglichen. Im AMA-Biosiegel-Programm erfolgt die Schlachtung entlang der gesetzlichen Richtlinien. Zusätzlich werden regelmäßig Tierschutzaudits durchgeführt, die vor allem den Umgang mit den Tieren und die sachgemäße Betäubung in Augenschein nehmen. Bei jeder Schlachtung ist ein Tierarzt vor Ort. Alle Schritte, begonnen bei der Tierentladung nach dem Transport bis hin zur Schlachtung, werden vom Tierarzt begleitet und kontrolliert.

 

Literaturverzeichnis

Ökologie und Landbau, 2012, 25 

EU-Bio-Verordnung (EG) Nr. 834/2007  

 

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